Draußen schmeckt es einfach besser
Essen unter freiem Himmel
An der frischen Luft isst es sich besser
Aber warum ist das so? Ernährungswissenschaftler kennen zwei Antworten.
Eine schlichte Käsestulle bei der Wanderung oder eine krosse Bratwurst nach der Gartenarbeit: Es gibt Geschmacksmomente im Leben, die nur draußen, an der frischen Luft stattfinden. Tatsache ist: Menschen essen gerne im Freien – auf Balkon, Terrasse oder aus dem Picknickkorb in der freien Natur. Aber nicht nur im Privaten wird gerne unter freiem Himmel gespeist, auch im öffentlichen Raum spielen sich Gourmet-Events immer häufiger Open Air ab.
Der Boom der Outdoor-Kultur spiegelt sich in einer Vielzahl von Veranstaltungen wie BBQ-Wettbewerben, öffentlichen Picknicks oder Gastro- Projekten wie der „Outdoor Cooking Academy“, die das Thema bereits vor knapp 20 Jahren für sich entdeckt hat. Auch die treue Liebe der Deutschen zum Camping und der ungebrochene Run auf Wohnmobile sprechen für sich. Abends wird dann gerne gegrillt, weil‘s praktisch ist im Urlaub, besonders wenn man keine oder nur eine kleine Küche dabei hat. Und natürlich, weil es so gut schmeckt an der frischen Luft. Aber warum ist das eigentlich so?
Sonnenlicht fördert die Endorphinausschüttung
Mit dieser Frage beschäftigen sich auch Wissenschaftler. Gunter Frank vom Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften führt den Effekt auf das Licht zurück: UV-Licht fördere die Endorphinausschüttung, die wiederum Lust auf etwas Essbares mache – es wirke appetitanregend. Der Ernährungssoziologe Dr. Daniel Kofahl vom Büro für Agrarpolitik und Ernährungskultur (APEK) sieht die Gründe eher im Sozialen. „Draußen haben wir eine Reduktion der Komplexität. Wir haben keine unendliche Vielfalt wie im Vorratsschrank zuhause. Da ist meist mehr drin, als wir essen können. Unterwegs in der Natur hat man nicht so viel dabei. Die Kombination macht‘s: Reduktion, Hunger und die außeralltägliche, besondere Rahmung der Situation“, erklärt der Wissenschaftler im Outdoormagazin „Ausgebüxt“.
Draußen schmeckt es einfach besser
„Draußen sind wir in einer ganz anderen Situation. Es ist für die meisten Menschen heutzutage einfach etwas Außergewöhnliches in der freien Natur zu essen“, sagt der Soziologe. Wer draußen sei, bewege sich auch viel. „Und wenn der Körper Energie braucht und Hunger hat, dann merken wir, wie gut es schmecken kann.“ Ist Hunger also tatsächlich der beste Koch? Für Kofahl ist die Antwort klar: „Zuhause, wo der Kühlschrank voll ist und man auf viele andere Sachen zugreifen kann, geht das Verständnis dafür verloren, dass ein Käsebrötchen von gestern immer noch ein gutes Essen ist.“
Zusammen essen macht einfach Freude
Ein weiterer Aspekt sei das Gruppenerlebnis, wenn man mit anderen Menschen gemeinsam draußen speist. „In einer Gruppe kann sich das natürlich nochmal anheizen. Man kann sich zusammen darin bestärken, wie gut etwas schmeckt. Man macht sich gegenseitig Appetit. Das ist ein sozialer Prozess, der dazu führt, dass man Speisen mehr Aufmerksamkeit widmet und achtsamer mit ihnen umgeht“, so Kofahl. Das Setting prägt also den Geschmack: „Alleine das Außeralltägliche macht viel aus. Dass man nicht am Tisch isst, sondern eine Decke einpackt, besonderes Draußen-Geschirr, einen Picknickkorb und sich mit netten Menschen zusammensetzt und es zelebriert, unter freiem Himmel zu essen, all das schafft einen besonderen Genuss.
Einfach diesen offenen Raum zu haben, die Freiheit zu spüren und nicht das Abgeschlossene der Wohnung oder des Gastraums in einem Restaurant. Da muss man sich manchmal vorher auch gar nicht so viel bewegt haben, um das zu spüren.“ Auch die Geräusche und Gerüche in der Natur haben laut Kofahl Einfluss auf den Geschmack: „Draußen sind wir anderen Gerüchen und Geräuschen ausgesetzt als drinnen. Der Wind rauscht durch die Blätter, es weht ein Geruch von Wiese um uns herum, die Sonne scheint, wir merken dass der Wind unsere Haut berührt. Essen ist draußen auf jeden Fall ein sehr viel sinnlicheres Erlebnis als in der Wohnung am Esstisch.“
Bild & Text: Redaktion KULT-GRILL